Datenbank als Warenlager


Der 3D-Druck bedeutet nicht nur Einschnitte für Produzenten. Auch der Handel wird sich umstellen müssen. Läden könnten sich etwa zu Print Shops wandeln und Warenlager zu Datenbanken werden.


Mai 2014



Genauso wie zu Zeiten, als Computer noch ganze Räume füllten, Bill Gates’ Vision von „einem Personalcomputer auf jedem Schreibtisch“ nach reinster Illusion klang, ist heute die Vorstellung eines 3D-Druckers in jedem Haushalt eine recht kuriose Vorstellung. Doch die neue Produktionstechnik findet immer mehr Anhänger, die Geräte verbreiten sich und werden immer billiger.

Atome sind die neuen Bits, konstatierte Chris Anderson in einem Wired-Artikel und kündigte nicht weniger als die nächste Industrielle Revolution durch das 3D-Printing an. Denn die weitere Verbreitung der Technologie wird tatsächlich das Spielfeld der Industrieproduktion drastisch ändern. Und nicht nur Produzenten werden sich auf neue Zeiten einstellen müssen, ebenso der Handel wird von der Demokratisierung der Produktion nicht unberührt bleiben. Den bisherigen Produzenten und Händlern kommt ebenso wie Konsumenten eine völlig neue Rolle zu. Wenn sich Konsumenten zu Designern und Produzenten entwickeln, werden sich Industrieproduzenten stärker auf die Herstellung hochkomplexer Güter, das Angebot ganzheitlicher Lösungen und den Verkauf digitaler Produktdateien konzentrieren. Händler werden hingegen teilweise auch Produktionsaufgaben übernehmen, indem sie etwa als Print Shops agieren, um Kunden maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Konsumenten würden selbstgestaltete Produkte in Form einer elektronischen Datei in den Laden bringen, wo diese dann physische Gestalt annehmen. In einem solchen Szenario könnte Kunden die völlig neue Rolle eines Co-Produzenten zufallen: Denn die von den ursprünglichen Bestellern hergestellten Dateien könnten dem Handel – gegen Umsatzbeteiligung – zum Weiterverkauf dienen. Läden hätten in der neuen Welt der dezentralen Produktion die Möglichkeit, eine grenzenlose Produktauswahl anzubieten, denn eine Datenbank ersetzt das Warenlager.

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