Mehr Power


Akku leer? – Gibt's nicht mehr! Die Stromversorgung mobiler Geräte könnte künftig ohne Suche nach Steckdosen auskommen. Stattdessen braucht es Wind und Lärm.


November 2014



Als unsere ständigen Begleiter versprechen Smartphones die große Unabhängigkeit: Einfach und schnell ebnen sie den Weg zum Wissen der Welt, zu den neuesten Nachrichten, zu Freunden oder einfach zur nächsten Bushaltestelle. Dabei erweist sich immer wieder der Akku als große Schwachstelle und lässt allzu oft das Freiheitsversprechen im Nu platzen.

Um die Schwachstelle Akku zu umgehen, wurden bereits die verschiedensten Ideen entwickelt: von handkurbelbetriebenen Ladegeräten bis zu solarbetriebenen Schutzhüllen. Forscher der Universität Texas in Arlington warten nun mit der neuesten Errungenschaft auf: Sie haben ein winziges, nur 1,8 Millimeter breites und zwei Millimeter hohes Windrad entwickelt, das genauso wie seine großen Brüder Luftbewegungen in Strom umwandeln kann. Bis zu zehn solcher Mikro-Windräder passen auf ein einziges Reiskorn und bereits leichte Luftbewegungen reichen aus, damit sich die Rotoren in Bewegung setzen. Hunderte der kleinen, aus Nickel gefertigten Windräder könnten auf Telefonhüllen installiert den Akku dadurch aufladen, dass der Nutzer das Smartphone in der Luft schwenkt oder einfach an einen zugigen Ort legt. Angst vor Muskelkater braucht der Nutzer dabei nicht zu haben: Den Forschern zufolge dauert der Ladevorgang nicht länger als ein paar Minuten.

Neben dem Aufladen mobiler Geräte sind noch andere Einsatzzwecke für die Winzlinge vorstellbar: Denn prinzipiell lassen sie sich auf allen ebenen Flächen anbringen und sind geeignet zum Betrieb von Geräten mit niedrigem Energiebedarf. Denkbar ist etwa, dass künftig Häuserfronten und Dächer mit Tausenden Windrädern bestückt werden, um Beleuchtung, Sicherheits- und Funktechnik mit Energie zu versorgen.

Einen nicht minder spektakulären Weg, Smartphone-Nutzer von der Steckdose unabhängig zu machen, gehen Forscher der Queen Mary Universität in London gemeinsam mit Nokia. Sie wollen Akkus mit Umgebungsgeräuschen aufladen: Verkehrslärm, laute Musik und Applaus auf Konzerten, das Stimmengewirr in Cafes oder die eigene Stimme reichen als Energiequelle aus, indem eine mit Nano-Generatoren bestückte Ladeplatte die durch Schall erzeugten Vibrationen in Strom umwandelt.

Zwar werden diese neuen Technologien nicht der Weg zur großen Energierevolution sein, aber möglicherweise können mobile Geräte dadurch irgendwann ganz auf Akkus verzichten und ihr Versprechen grenzenloser Freiheit einlösen.

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