Smarte Packung


Schlichte Papier- und Plastikbeutel waren gestern. Die Verpackung der Zukunft ist ein Hightech-Produkt.


August 2015



Immer schon waren Produktverpackungen mehr als schützende Hülle: Nicht nur erleichtern sie Lagerung, Transport und Handhabung, auch fungieren sie als Träger von Informationen und Werbebotschaften. Insbesondere im Lebensmittelbereich wird die Wunschliste der Funktionen von Produkthüllen immer länger: Lebensmittelverpackungen sollen zum einen aktiv die Umweltbedingungen eines Lebensmittels verbessern und es länger frisch halten, etwa durch Lichtschutz, antimikrobielle Oberflächenbeschichtung, Feuchteregulierung, Sauerstoff- und Ethylenabsorption. Zum anderen sollen intelligente Verpackungen diagnostische und Indikatorfunktionen besitzen, um das Überschreiten kritischer Grenzwerte (z.B. Gas/Leckage, Zeit/Temperatur, Frische) zu erkennen.

Tatsächlich wird die Lebensmittelverpackung der Zukunft kaum noch etwas mit den einfachen Umhüllungen von heute zu tun haben. Es existiert ein Sack voller Ideen, wie Verpackungen den komplexen Anforderungen seitens Verbraucher, Industrie, Handel und der Lebensmittel selbst gerecht werden können: Künftig werden Packungen essbar oder wasserlöslich sein, sie werden mit Hilfe von Nanotechnologie hergestellt werden oder aus dem 3D-Drucker kommen, sie werden mit Biosensoren ausgestattet und imstande sein, den Inhalt kühl oder warm zu halten und anzuzeigen, ob dieser noch genießbar oder bereits verdorben ist.

Weil mit jedem Einkauf im Supermarkt auch jede Menge Müll in Form von Verpackungsmaterialien gekauft wird, war die treibende Kraft hinter Verpackungsinnovationen längste Zeit stets der Umweltschutz. Doch ließ die Revolution auf sich warten. Diese könnte nun eher im Bereich des Marketings ihren Ursprung nehmen, das mit interaktiven Verpackungen ein intelligenteres Einkaufen ermöglichen und den Zweck von Verpackungen nicht beim Einkauf enden lassen möchte. Denn neue technologische Möglichkeiten machen Verpackungen zu Anknüpfungspunkten einer Vielzahl von Markeninszenierungen. Damit ist der Einkauf nicht das Ende des Verpackungslebens, sondern erst der Startpunkt einer Reihe von Markenerfahrungen. Interaktive intelligente Verpackungen sorgen zudem für eine Personalisierung von Massenprodukten.

Zwar ist mit QR-Codes der erste Schritt getan, jedoch wird die Zukunft der Verpackung viel schneller, nutzerfreundlicher und hürdenloser in das Einkaufserlebnis integriert sein als dies die quadratischen Codes schaffen. Denn solche Anwendungen zwingen den Konsumenten dazu, anzuhalten, mit dem Smartphone ein Regal oder eine individuelle Verpackung abzuscannen, woraufhin sich eine Webseite mit Zusatzinformationen, Promotion für andere Produkte, Gewinnspielen oder Rezepten öffnet. Zudem werden intelligente Verpackungen in Zukunft echten Mehrwert statt bloßer Spielerei bieten.

Erst wenn etwa mit NFC (Near Field Communication) ausgestattete Verpackungen dem Kühlschrank ermöglichen, Lebensmittelbestand und Ablaufdatum zu verfolgen und die auf dem Smartphone vorgehaltene Einkaufsliste entsprechend anpassen, sind die Informationen für den Konsumenten tatsächlich nützlich. Medikamentenpackungen könnten künftig aufzeichnen, wann ein Patient seine Pillen genommen hat, die richtige Dosis überwachen und Alarm schlagen, sobald die Einnahme fällig ist. Lebensmittelverpackungen werden anzeigen, ob die Kühlkette unterbrochen wurde oder ob ein Produkt zu viel UV-Licht ausgesetzt war. Ebenso bieten neue technologische Möglichkeiten einen hohen Unterhaltungswert: In Verbindung mit Augmented Reality werden Produkte „lebendig“, weil die reale Welt mit der virtuellen verbunden wird. So sind mit Augmented Reality unterhaltsame, neuartige Kampagnen denkbar, in denen der Konsument zum Protagonisten und Teil seiner individuellen Kampagne wird. Augmented Reality bietet aber auch völlig neue Wege der Produktinformation, weil Produkte „erlebbar“ werden.

Bei all den technischen Neuerungen, die neue Einkaufs- und Produkterfahrungen mit sich bringen, kommt aber auch der Umweltschutz nicht zu kurz: Denn die benötigte Technik wird in Zukunft einfach aufgedruckt werden – und weil die Druckfarben häufig aus organischen Materialien bestehen, wird die Elektronik kompostierbar sein.

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