Bürowelt in Bewegung


Trotz Digitalisierung, Virtualisierung und Flexibilisierung: Das Büro wird es auch weiterhin geben. Aber es wird sich drastisch wandeln.


August 2014



Schreibtisch, Telefon, Computer und Aktenschrank – so sah das Büro von gestern aus. Doch Arbeitssituationen werden immer individueller und daher müssen Arbeitsplätze Schritt halten und flexibler werden. Schließlich passen sich auch Arbeitszeitmodelle immer mehr individuellen Arbeitsrhythmen an. Mitarbeiter fordern längst mehr Freiraum in der räumlichen und zeitlichen Gestaltung ihrer Arbeit. Der feste Arbeitsplatz wird immer häufiger verlassen, um je nach Lebensstil und aktuellen Anforderungen zeitweilig zu Hause, bei den pflegebedürftigen Eltern oder im Co-Working Space zu arbeiten.

Der moderne Büromensch entscheidet heute selbst, wann, wo und wie er seine Aufgaben erledigt. Durch die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien ist die physische Anwesenheit nicht mehr so wichtig, dafür gewinnt die ständige Erreichbarkeit an Bedeutung. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit löst sich auf, Angestellte verbringen einen steigenden Anteil ihrer Arbeitszeit mit Projektarbeit und eine wachsende Schar von Freelancern lässt die Grenzen zwischen unternehmensextern und -intern durchlässiger werden.

Die Arbeitswelt wandelt sich und mit ihr wird sich auch das Büro gewaltig verändern. Denn früher war das Büro der Ort, wo die technische Ausrüstung bereitgestellt wurde. Mit dem Einzug von Laptop, Smartphone, mobilem Internet und Social Media in die Arbeitswelt wurde das klassische Büro dieser Funktion beraubt. Heute dient das Büro vorrangig dem persönlichen Austausch. Was bedeutet dieser Funktionswandel für das Büro? Wenn von Büros die Rede ist, woran werden wir denken? An den eigenen Schreibtisch im Unternehmen, an einen bei Bedarf zu beziehenden Arbeitsplatz im gemeinschaftlich genutzten Co-Working Space oder wird Büro schlicht ein Konzept unabhängig von Ort und Zeit bezeichnen?

Das Büro der Zukunft wird wohl alle diese Aspekte vereinen – und noch viel mehr. Vor allem wird das Büro mehr Abwechslung bringen als bisher: offene Flächen und geschlossene Räume, Einzelzimmer zum ungestörten Arbeiten als auch große Meetingräume mit allen technischen Finessen. Und Büros werden immer mehr auch zu Wohlfühlorten. Beispielsweise plant Google für seinen neuen Londoner Firmensitz, der 2016 eröffnet werden soll, nicht nur Swimmingpool, Hallenfußballplatz, Kletterwand und Dachgarten, auch sollen Mitarbeiter direkt in die Fahrradgarage radeln können, die mit Dusche und Schließfächern ausgestattet ist. Auf 93.000 Quadratmetern lässt sich Google das Vorhaben, ein Büro zu schaffen, das so wunderbar ist, dass man es nicht mehr verlassen möchte, 767 Millionen Euro kosten.

Aber es müssen nicht derart gewaltige Dimensionen sein – auch mit kleinerem Budget lässt sich der Arbeitsplatz neu erfinden. Zum Beispiel bietet die Sharing Economy neue Wege, das Bedürfnis nach zeit- und ortsflexiblem Arbeiten zu befriedigen. Co-Working wird immer beliebter, weil es nicht nur eine kostengünstige Alternative zum Büro ist, sondern zugleich vielfältige Networking-Möglichkeiten offeriert. Darüber hinaus könnte sich auch Büroraum-Sharing zum Renner entwickeln. Vorreiter ist LiquidSpace, das Arbeitsräumlichkeiten zur Kurzmiete (ab einer Stunde) vermittelt. Per App lassen sich ganz spontan und flexibel Arbeitsplätze anmieten. So bietet beispielsweise die Hotelkette Marriott über LiquidSpace ihre – ohnehin zumeist leerstehenden – Konferenzräume als kurzzeitigen Arbeitsplatz an.

Im Kampf um qualifiziertes Personal geben Unternehmen ihren Mitarbeitern nie gekannte Freiheiten. Zielgruppe der neuen Arbeitsplatzmodelle ist insbesondere die auf den Arbeitsmarkt drängende Generation Y, für die Arbeit mehr ist als ein Ort, an den man zum Geldverdienen geht, die selbstverständlich ständig online und extrem mobil ist.

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