Druckstelle statt Baustelle


Bereits entspringen die ersten Häuser dem 3D-Drucker. Baupläne könnten wir künftig aus dem Internet laden und Häuser selbst ausdrucken. Wird die Baustelle zur Druckstelle?


Februar 2015



Ein Hausbau ist eine langwierige, kostspielige Sache. Doch künftig könnten Häuser in nur wenigen Tagen, völlig ohne Kran, Gerüst, Bagger und Betonmischer errichtet werden – zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten. Was zunächst wie eine kühne Idee klingt, wird in China bereits praktiziert. Mit Hilfe des 3D-Drucks hat dort ein Unternehmen zehn Häuser innerhalb von 24 Stunden gebaut. Die Entwicklung des Druckers, der jene Paneele herstellt, die dann an Ort und Stelle nur noch zusammengesteckt werden müssen, dauerte hingegen zwölf Jahre.

Zugegeben: Die Häuser sind recht einfach, ebenerdig und ohne jeglichen Schnickschnack. Doch sehen die chinesischen Baumeister die Zukunft der Technologie durchaus optimistisch und hoffen, eines Tages Wolkenkratzer „ausdrucken“ zu können. Auch bietet das Verfahren einen enormen ökologischen Vorteil: Denn der beim Abriss von Häusern entstehende Bauschutt könnte einfach zum Druck von neuen Gebäuden wiederverwertet werden.

Auch in den Niederlanden experimentiert man mit der neuen Bauweise und erwartet sich davon nichts Geringeres als die Revolution des Städtebaus. Zurzeit wird ein Grachtenhaus in Amsterdam gebaut: Drei Stockwerke hoch soll das Gebäude werden. Die Baustelle ähnelt in nichts herkömmlichen Baustellen, alles ist aufgeräumt, nur ein riesiger Container sitzt mitten am Bauplatz: Dieser beherbergt den 3D-Drucker, der die Bauteile ausspuckt, die wie Bauklötze dann zum fertigen Bauwerk zusammengesetzt werden.

Diese ersten im 3D-Druckverfahren errichteten Häuser könnten die Vorboten einer völlig veränderten Zukunft für Architektur und Bauwesen sein. Denn so einfach wie Architekten bislang ihre Modelle bauten, könnten in Zukunft die Häuser selbst entstehen: Die „Häuslebauer“-Drucker werden einfach mit Daten gefüttert, die den Bauplan beschreiben. Im Prinzip kann sich jeder mit einer speziellen Software sein Traumhaus entwerfen und dann Stück für Stück drucken. Und Architekten könnten ihre Entwürfe auf Internetplattformen anbieten – für jene, die ihr Heim etwas ausgefallener wünschen.

f/21 Quarterly liefert Ihnen 4-mal jährlich frisches Zukunftswissen direkt in Ihr Postfach.
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos!